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Le Petit Train d'Auteuil

 
Le Petit Train d'Auteuil Content : Colombey-les-Deux Eglises, 14 Uhr 30
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Colombey-les-Deux Eglises, 14 Uhr 30

 

            De Gaulle, grosser Liebhaber von Fernsehbildern, erscheint seinerseits auf dem Schirm, als Ehrengast. Die Ankündigung des Ereignisses erinnert an internationale Sportveranstaltungen (Thema für “Eurovision” im Stil von “Los, ihr Kleinen!”). Ein gewisser Kommentator ist von der Mikro-Revue. Bilder von Landsern im Freudentaumel inmitten behelmten Erste-Hilfe-Personals, das bei den “Cyrards”, deren Helm-Feder im Wind von Lothringen zittert, einen Schwatz hält. Abteilungen der drei Waffengattungen. Vor dem Gitter der Boisserie wachen einschüchternde Gendarmen. “In Colombey gibt es keinen Leichenwagen”, erläutert der Tele-Reporter. Und noch einmal derselbe: “Alle sind hier streng anonym”; In der Kirche wartet stehend der Stadtrat, stehend auch die Überlebenden der 1012 “compagnons de la Libération” (etwa sechs hundert, von denen dreihundert mit Sonderzug gekommen sind).

            Eine Ex-Skiläuferin lässt sich unter den Gläubigen nieder, von denen einige hoch sitzen wie alte Turteltauben auf vertrockneten Ästen, wo Sie bis zum Tode ihren Gefährten, den Sie nie wiedersehen werden, beklagen.

 

The General, in London, looking at Madame de Gaulle playing the piano...
 
 

             Die beiden Hausgehilfinnen der Boisserie sind da. Der BR (gepanzerter Wagen) mit der Nummer 13 setzt sich in Marsch. Gefolgt von einer DS, die einem R16 Renault vorausfährt: die Rangordnung wird gewahrt. Ein Hubschrauber, grosse Fliege auf einem Mobile, summt über der Kirche.

            “Draussen ist der Himmel bedrohlich geworden, während er heute morgen strahlend blau war”, fährt der Kommentator fort. Wie Macbeth.
            Die Geistlichkeit, “verdorben”, sagen manche, stösst das Blablabla Vobiscum aus: ein Maschinengewehr-Prälat, Bürstenschnitt, Brille mit Stahlrahmen, liest die Messe. Der arme Gemeindegeistliche hat seinen Platz an seinen kirchlichen Inspektor abgetreten. Der Hl. Paulus an Timotheus scheint das Tagesevangelium zu sein. Malraux, voll nervöser Zuckungen (und Hausverbot in der Boisserie!), ist Nachbar eines Grossohrs, der wie ein Houyhnhmn wiehert. Es wird auf Lazarus verwiesen und seine Auferstehung (Hl-Lazarus?). Eine ganz gute Gesamtinszenierung.
            “Farinelli” nimmt das Wort mit Pfeifen-Stimme, die genau die Mitte hält zwischen der eines Mannes und der eines Kindes; das ist nicht der Dominikaner, Verwandter des Generals und noch nicht zu diesem Rang befördert. “Wir beginnen das Mahl des Herrn”, verkündet jemand im Messgewand. Der Bischof zieht ein Taschtuch aus dem Ärmel wie ein Zirkus-Zauberkünstler oder ein Pavarotti auf Sommer-Tournée. Kommunion nur für die Gläubigen im Kircheninneren. Der Kerl mit der Farinelli-Stimme ist kein anderer als der diensthabende Priester. Einige Zuschauer auf dem Dach eines Hauses habern die Ziegel beiseite gelegt, so dass ihre Köpfe wie aus einem Panzerturm hervorragen, wobei sie kräftig lachen, ohne zu wissen, dass die Kamera sie mit dem Teleobjektiv erfasst.

            Der Kommentator kritisiert kollegial die Presse-Hubschrauber, die, kaum angekommen, bereits einen Höllenlärm machen.
16Uhr10: alles ist zu Ende.
22Uhr10: laut Radio gehen die Leute die Champs-Elysées hoch, um weisse Rosen auf der Steinplatte des Arc de Triomphe niederzulegen. Aber warum dann haben diese gleichen Leute ihr Idol als Folge des Referendums in die Wüste geschickt?

Editions SOUBIE 2003
12230 - L’HOSPITALET DU LARZAC - FRANCE

Übersetzung Dagmar Coward Kuschke - Tübingen 

 




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